Kirchengebäude und Kirchengemeinde

Quelle: Peter Metschies
St. Georg-Kirche und Marktplatz

Ursprünge des heutigen Kirchenbaus

Die Ursprünge der Kirche führen bis ins 14. Jahrhundert zurück.
St. Georg entstand als Stadt- oder Marktkirche im Zentrum der Stadt im Anschluss an den Bau der Burg Fürstenau, die 1344 gegründet wurde.
Bis in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts war sie Stadtkirche mit stetig wechselnder Konfession - je nachdem, ob die Führung des Fürstbistums Osnabrück gerade ein evangelischer oder katholischer Bischof innehatte.
Erst mit dem Stichtag 01.01.1624 - so hatten es die Bestimmungen des Westfälischen Friedens vorgesehen - sollte St. Georg immerwährend der Konfession zugeschrieben werden, der der Pfarrer und die Mehrheit der Bevölkerung zu diesem Zeitpunkt anhing. So wurde sie evangelische Kirche.
Die Innengestaltung lässt bis heute den Hauch der Konfessions- und Stadtgeschichte spüren.
Im Jahre 1606 hat der große Stadtbrand auch die Kirche nicht verschont. Ein verkohltes Holzstück, eingelassen in die Vorderseite des Altartisches, erinnert bis heute daran.
1608 war die Wiederherstellung der Kirche dann abgeschlossen. 2008 wurde ihr 400. Geburtstag gefeiert!

Hochaltar und Altarbild

Der Hochaltar wurde 1695 im ländlichen Barockstil vom Haselünner Künstler M. W. Meyer geschaffen. Das Bild des Hochaltars stellt entsprechend der lutherischen Theologie den gekreuzigten Christus in den Mittelpunkt. 

Unterhalb des Gekreuzigten ist die Austeilung des Hl. Abendmahls durch Pastor Braunes (1678-1723 Pastor in Fürstenau) an die Ratsherren nebst Gattinnen des damaligen Fürstenau zu sehen.
Das Altarbild setzt den Gedanken „Christi Blut, für dich vergossen“ sozusagen eins zu eins um; das Blut fließt direkt von Christi Wunden in den Kelch.

Oberhalb der Kreuzigungs- und Abendmahlsdarstellung ist eine Himmelfahrtsdarstellung zu sehen sowie darüber ein Relief, das die Dreifaltigkeit bzw. das jüngste Gericht zum Thema hat.

Die Bedeutung der vier Statuen des Hochaltars ist ungeklärt.
Helm und ehemals Schwert, die der unteren Statue auf der Kanzelseite beigegeben wurden, lassen jedoch die Vermutung zu, dass es sich hierbei um den Heiligen Georg, den Patron der Kirche, handeln könnte. Die Person rechts mit dem Buch (wohl der Bibel) in der Hand könnte der Apostel Paulus sein.

Im mittleren Bereich des Altars ist das Nest eines sich zerfleischenden Pelikans zu sehen - ein Sinnbild für den Opfertod. Diese Darstellung geht auf eine Regionallegende zurück, nach der in Zeiten großer Dürre und Hungersnot ein Pelikanweibchen sich die eigene Brust aufgepickt haben soll, um seinen Jungen Nahrung bieten zu können.

Kanzel und Taufstein

Aus einem alten Dokument, das im Archiv der Kirchengemeinde gefunden wurde, geht hervor, dass der Auftrag für die "neue Kanzel" am 6. September 1682 vom Pfarrer, Kirchenvorstand und Fürstenauer Handwerksmeister Johann Helling unterzeichnet worden ist. Zu Ostern des darauf folgenden Jahres sollte sie fertig sein. Bei Auftragserteilung, so das Dokument, erhielt Meister Helling 36 Reichstaler, die restlichen „20 Reichsthaler soll er bei Ablieferung und Gefallen des Werkes bekommen“. Die Kanzel wurde im Jahr 1683 durch den Fürstenauer Handwerksmeister Johan Helling gefertigt. Sie gefiel offenbar :-) 

Der Taufstein stammt aus dem Jahr 1695 und ist - wie viele Taufsteine - achteckig. Ein Symbol dafür, dass unsere Taufe so etwas wie einen achten Schöpfungstag bedeutet.
Quelle: Peter Metschies

Orgel

Der Orgelprospekt geht auf die Zeit um 1640 zurück. Die Orgel selbst stammt aus dem Jahre 1959 und kommt aus dem Hause Rohlfing in Osnabrück. Sie besitzt 2 Manuale, 1 Pedal und 23 klingende Register.

Weltkugel und Bild "Kreuzesabnahme"

Den Anstoß für die Anschaffung der "Weltkugel" gab die Konfirmandenspende des Konfirmationsjahrgangs 2003. Die Jungen und Mädchen sorgten damit für die Möglichkeit, auch in unserer Kirche zum stillen Gebet eine Kerze anzünden zu können.
In den Gottesdiensten am Sonntag machen das Angehörige der in der Woche zuvor Begrabenen, deren Namen noch einmal genannt werden und für die die Gemeinde betet.
Die Kerze an der Weltkugel ist ein Zeichen dafür, dass unser Lebenslicht - wenn wir diese Erde verlassen - bei Gott noch einmal ganz neu entzündet wird. 

Das Bild „Kreuzesabnahme“, eine von Beate Nospickel angefertigte Kopie des Originals von Max Beckmann aus dem Jahre 1917, bildet einen herausfordernden Gegenpol zur barocken Kreuzesdarstellung des Altarbildes. Dadurch ist die Gottesdienstgemeinde herausgefordert, sich immer wieder neu mit dem Geschehen auseinanderzusetzen.

Bismarckfenster und Lutherrose

Einzigartig ist das sog. „Bismarckfenster“ an der Marktplatzseite, das die Wappen aller Länder des ehemaligen Deutschen Kaiserreiches enthält und im Jahr 1901 gefertigt wurde. Dieses Fenster ist Otto von Bismarck gewidmet und trägt die Inschrift: „Wir Deutschen fürchten Gott und sonst nichts auf der Welt. Zum Andenken an den ersten Kanzler des Deutschen Reiches Fürst Otto v. Bismarck 1.4.1815-30.7.1898." 
Man mag fragen: Wie kommt ein solches Fenster mit einer solchen Widmung in eine evangelische Kirche - dazu noch durch ein Eisengitter geschützt? Die Antwort: In Fürstenau herrschten seit dem 30-jährigen Krieg und dem endgültigen Zuspruch der Stadtkirche an die evangelische Kirche ohnehin einige Spannungen zwischen Katholiken und Protestanten, die sich bei zum Teil nichtigen, aber emotional stark besetzten Anlässen entluden. 
Auch an der Person Bismarcks machte sich dieser Gegensatz fest. Die Protestanten betrachteten ihn als einen der Ihren, die Katholiken lehnten ihn ab.
Offensichtlich wird dies an einem Vorstoß der Protestanten. Sie hatten 1898, nachdem Bismarck starb, einen Bismarck-Ehrungsfond gegründet und 400 Mark darin gesammelt. Ursprünglich war daran gedacht, ein Denkmal auf dem Marktplatz zu errichten. Davon nahm man jedoch Abstand, weil dafür erheblich mehr Geld nötig gewesen wäre und „ein außerhalb des Schutzes der Kirche errichtetes Denkmal trotz sorgfältiger Umgitterung dem fanatischen Hass der Gegner Bismarcks zum Opfer fallen würde“ (aus einem Brief des Fondsprechers).
Auch für ein Buntglasfenster reichten die 400 Reichsmark nicht aus, aber man bediente sich eines passenden Umstands, um die Zustimmung des Kirchenvorstands einzuholen. 
In einem Brief vom 1. April 1899 an den Kirchenvorstand von St. Georg schreibt der Amtsrichter Behrens, Mitbegründer des Bismarck-Ehrungsfonds: „Wie mir nun sachverständiger Weise mitgeteilt worden ist, bedarf das sich dort befindliche Kirchenfenster ohnehin in nicht allzu ferner Zeit, da dasselbe sehr reparaturbedürftig sein soll, entweder einer gründlichen Reparatur oder einer vollständigen Erneuerung.“
Er schlägt dem Kirchenvorstand vor, die 400 Reichsmark des Fonds für ein entsprechendes Buntglasfenster zu Ehren von Bismarck entgegenzunehmen und selbst die Kosten der Einfassung und Schutzvergitterung zu tragen. Der Antragsteller hatte richtig kalkuliert. Am 9. Mai 1899 wurde der Vorschlag im Kirchenvorstand besprochen, am 6. Juli der Beschluss gefasst, „die Sandsteinfassung samt Maurerarbeiten zum Bismarckfenster zu leisten.“
1901 war das Fenster fertig und ist noch heute so zu sehen.

Zum Reformationstag 2011 wurde das abgängige Rundfenster über der Tür zum Marktplatz hin erneuert. Zu sehen ist die sogenannte "Lutherrose".
Zwei Konfirmandinnen haben einmal dazu geforscht und folgendes erfahren:
Martin Luther hat die Lutherrose ab 1530 als Siegel für seinen Briefverkehr verwendet. 
Sie ist also schon fast 500 Jahre alt. Die einzelnen Formen und Farben haben eine ganz bestimmte Bedeutung, die mit dem Glauben von Martin Luther zu tun haben: 
Das schwarze Kreuz in der Mitte steht für Jesus, der am Kreuz gestorben ist. 
Das Kreuz liegt auf einem roten Herz. Das Herz steht für Leben. Für Martin Luther war Jesus lebenswichtig.  Drumherum liegt ein weißes Rosenblatt. Das bedeutet: der Glaube gibt Freude, Trost und Friede. Martin Luther hat gesagt, dass die Rose weiß und nicht rot sein soll, weil weiß die Farbe der Engel ist. Dann kommt ein blauer Ring. Blau ist die Farbe des Himmels. 
Das bedeute nach Martin Luther, dass der Glaube an Gott schon hier auf Erden Freude macht, aber erst recht im Himmel. Ganz außen sieht man einen goldenen Ring. 
Gold ist die kostbarste Farbe, das beste Material. Es bedeutet: Der Glaube an Gott und die Hoffnung auf ein Leben im Himmel sind das Beste, was man haben kann.

Die Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde St. Georg Fürstenau

Zur Ev.-luth. Kirchengemeinde St. Georg Fürstenau gehören ca. 3600 Gemeindeglieder in Fürstenau, Settrup, Schwagstorf, Hollenstede und Voltlage. 
Es gibt eine Ev.-luth. Kindertagesstätte und ein diakonisches Alten- und Pflegeheim, das „Pastor Arning Haus“. 
Die Kirchengemeinde ist Trägerin eines Diakonie-Shops, unter dessen Dach auch die Außenstelle des Diakonischen Werkes Bramsche untergebracht ist. Im Bereich der pastoralen Versorgung arbeiten derzeit eine Pastorin mit ganzer und ein Diakon mit 3/4 Stelle.